Hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt, dass ich dieses Jahr auf dem M’era Luna Festival oder auch in meiner Stammdisco in einem Latex-Outfit anzutreffen bin, hätte ich die Person vermutlich wie Auto angeguckt, ausgelacht oder zumindest nen Vogel gezeigt! Aber wie so oft im Leben, passieren manchmal Dinge, die man sich vorher kaum ausmalen kann und wenn, wohl vorschnell als Schwachsinn abtut.^^ Umso wichtiger eigentlich, dass ich mir immer wieder bewusst mache: „Das Leben ist schlauer und ich muss die Wege nicht schon vorher kennen! Ich muss nur offen bleiben und zulassen, dass sie entstehen können!“

Wenn eins zum Nächsten kommt

Irgendwann im März / April war es schon überlegt, aber Anfang Mai stand endlich fest: Ich fahre im Juni nach München, um mit der Modedesignerin Christina Striewski und dem (Latex)Model Ricci Tauscher das Interview für mein Buch Faible, Fetisch, Leidenschaft? durchzuführen. Da Latex aber doch noch eine vollkommen andere Welt ist, als Leder oder Lack (Nein, nicht „und“!), wollte ich bei dem Interview mit Ricci am liebsten selbst auch etwas Passendes tragen.

Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Latex ist zugegeben ein Spaß, den sich viele vermutlich nicht „mal eben“ gönnen (können). Günstig ist was anderes. Da braucht es in den meisten Fällen schon eine echte Affinität, um das Geld in die Hand zu nehmen.

Als ich Mitte März in Hamburg die Chance genutzt habe das erste Mal ein Latex-Outfit anzuprobieren, war ich schlichtweg infiziert! Das erste, kurze Gefühl war absolut irre und hat meine Vorstellungen nicht nur übertroffen… es war auch einfach vollkommen als, als ich es mir vorgestellt habe! Allerdings waren fast 500€ für ein Outfit aus Hemd und Hose doch etwas viel für einen Spontankauf und einen relativ kurzen Termin in München. Das Outfit war übrigens genähtes, chloriertes Latex und etwas dicker als „normales“ Latex und hatte etwas mehr Ähnlichkeit mit Leder als mit dem Latex, das ich von Fotos her kannte.

Versuch macht klug

Anfang Mai habe ich, nach einiger Überlegung, eine Nachricht an das Label SlickChic geschickt, von dem ich in Hamburg das Outfit anprobiert habe. Mit meiner Nachricht erhoffte ich mir, dass es vielleicht möglich sei sich eine Hose und ein Hemd auszuleihen und ob sie vielleicht Interesse daran hätten im Gegenzug Werbung im Anhang meines Buch zu bekommen.

Drei Tage später rief mich der Gründer von SlickChic Latex Herr Schicha an und erkundigte sich persönlich nach meinen Vorhaben. Das Urgestein der deutschen, um nicht zu sagen weltweiten Latexgeschichte, ist immerhin schon über 40 Jahre beruflich im Thema zuhause!

Absage und Zusage in einem!

Nach einem sympathischen Austausch und der Absage, dass ein Ausleihen leider aus hygienischen Gründen nicht möglich ist, stand fest, dass er mir für meinen Interviewtermin ein komplettes Outfit aus Jeans und kurzärmligen Hemd zur Verfügung stellen, um nicht zu sagen „schenken“, wollte. Im Gegenzug stand etwas Werbung über Social Media und im Buch natürlich völlig außer Frage! Wir unterhielten uns sogar darüber, ob es zur Debatte stünde der Marke irgendwann neue Flügel zu verleihen. Ein toller Gedanke Arbeit und Faible miteinander verbinden zu können. Aber warten wir ab, was tatsächlich passiert.

Etwa zwei Wochen musste ich mich gedulden bis die Maßanfertigung bei mir ankommen sollte. Ich war total aufgeregt und wusste offen gestanden nur bedingt, was auf mich zukommen würde!

Mein erstes Mal Latex – ab in die Öffentlichkeit…

…war zugegeben eine ungeplant teure Angelegenheit! Am 26.05. war in meiner Stammdisco mal wieder die Gothicparty Nachtflug angesagt und das Outfit war tags zuvor pünktlich angekommen! Ich sollte also komplett in Latex in meinen 37. Geburtstag reinfeiern (erstes Bild). Was für ein Geschenk!

Ab in die Öffentlichkeit, ab ins kalte Wasser 😀

Herr Schicha hatte mich zwar über alle möglichen Eigenheiten zum Tragen von Latex aufgeklärt, aber ich hatte es definitiv unterschätzt! 😀 Nachdem es anfangs nur angenehm warm war, lief die Suppe irgendwann in Strömen! Da ich das Hemd über der Hose getragen habe, lief irgendwann soviel Schweiß in meine linke Hosentasche, dass mein Handy tatsächlich mit nem Feuchtigkeitsschaden zur Reparatur (Displayschaden) werden musste.

Zugegeben war mein erster Abend in Latex etwas anders und deutlich schweißtreibender als gedacht, aber dennoch eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte!

Interview in München bei 29 Grad im Schatten

Montag nachmittags in München hatte ich dann meinen Interviewtermin mit Ricci Tauscher. Es war strahlender Sonnenschein und fast Hochsommer angesagt! Zugegeben nicht die idealsten Umstände für Latex, aber der Sinn, wofür ich das Outfit u.a. bekommen habe, stand genauso wenig außer Frage! (zweites Bild von links)

Die Hose habe ich in der Uni angezogen, bei einem Freund im Büro. Dann bin ich etwa fünf Minuten zum Treffpunkt gefahren. Das Shirt habe ich erst zum Treffen direkt angezogen, da es selbst im Schatten bei fast 30 Grad doch echt warm wurde! Mein Interview wird natürlich erst im Buch veröffentlicht, aber die liebe Ricci hat mich auch noch selbst für ihren Kanal interviewt. Hier könnt ihr das Video von Ricci Tauscher sehen.

M’era Luna – oder Latex kann echt praktisch sein!

Am 12. & 13.08. folgte dann das diesjährige M’era Luna – ein Gothic Festival auf dem Flugplatz in Hildesheim –, für das ich 3 Tage zuvor unerwartet Karten von einer lieben Freundin bekommen habe! Ich wollte die Chance unbedingt nutzen einmal auszuprobieren ist, wie es ist einen kompletten Tag in Latex zu verbringen, vor allem wenn die Temperaturen zumindest etwas geringer sind. Knapp 20 Grad und leicht bewölkt schien dafür recht praktisch. 🙂

Gummi ist halt auch dicht!

Samstag hatte ich die Latexjeans mit einem schwarzen, kurzärmligen Hemd kombiniert. Mein erster Weg führte mich vor dem Festival noch in den Edeka im BrawoPark. Damit war ich dann spontan und ungeplant das erste Mal bei Tageslicht, um noch ein paar Dinge zu besorgen. Dass die Hose aus Latex ist, scheint irgendwie doch niemand wahrzunehmen. Auch später auf dem Festival dachte mancher es wäre Leder… Aber umso besser 😀 Ich habe auf dem Festival zwar leicht in der Hose geschwitzt, hielt sich aber doch in Grenzen. Jedenfalls war das Wetter kein Vergleich, im Gegensatz zur Disco!

Eine bessere Wahl hätte ich nicht treffen können!

Richtig praktisch wurde die Hose dann nachts als es aus Kübeln regnete. Der ganze Platz wurde immer mehr zum Schlammfeld und ich war oben so durch, dass ich auf dem Gelände noch Sachen wechseln musste. Gott sei Dank hatte ich noch Oberteile im Zelt bei besagter Freundin geparkt. Hätte ich eine andere Hose angehabt, hätte ich auch die definitiv wechseln müssen. Die Latexjeans hingegen saß bombe, war drinnen absolut trocken und hatte die Bäche von oben draußen gehalten! Perfekt! Den Schlamm konnte ich abends unter der Dusche binnen Sekunden abwaschen…

Am Sonntag hatte ich dann nur tagsüber in der Sonne ein T-Shirt an. Gen späten Nachmittag habe ich dann wieder das komplette Latex-Outfit ausgeführt (Bild ganz rechts). Das Outfit hatte ich dann auch erstmals über 10 Stunden an und ich muss sagen, es ist einfach eine Erfahrung und ein total schönes Gefühl! Ich möchte es nicht mehr missen!

Früher hätte ich mich wohl pausenlos befummeln müssen, weil es auch von außen ein so hammergeiles Gefühl ist, aber inzwischen kann ich mit alledem ja Gott sei Dank deutlich entspannter umgehen, als es früher der Fall gewesen wäre!

Die nächsten Tests auf Reaktionen folgen

Heute geht’s mit der Latexjeans zum Magnifest (Altstadtfest hier in Braunschweig). Ich muss nur noch schauen, welche Jacke bei dem Mistwetter am besten dazu passt 😀

Fazit

Wer glänzende, glatte Klamotten mag… wie Leder, Lack und ähnliches, der sollte Latex unbedingt mal ausprobiert haben! Ob man mit dem potentiellen Schwitzen so zurechtkommt, muss jeder für sich einordnen. Ich kann nur sagen, dass das Tragegefühl absolut entschädigt!!

Hast du schonmal irgendwas in dieser Richtung ausprobiert? Erzähl mir gern von deiner Erfahrung!

 

Mein Outfit (chloriertes, genähtes Latex) findet ihr hier: