Heute am 10.02.2017 ist es exakt 12 Jahre her, dass ich aufgewacht bin, mir eine Zigarette in den Mund gesteckt habe und sie anzünden wollte… das Feuerzeug beiseitelegte und in mir feststand: „Ich habe keinen Bock mehr!“

Zu dem Zeitpunkt war ich gerade einmal ein knappes Jahr selbständig und ich stand etwa 2h nach dieser Entscheidung wieder mit meinen Rauchkollegen in unserer kleinen Bürogemeinschaft gemeinsam in der Küche. Da irgendwie alle geraucht haben, sind wir meist auch jede Stunde auf eine 5-Minuten-Pause zusammengekommen, haben die Zeit genutzt uns kurz auszutauschen und gegenseitig auf den Stand zu bringen. Ich wollte da natürlich nicht außen vor bleiben, auch wenn ich mich an die ersten Minuten noch erinnere, als wäre es gestern gewesen!

Zwei Monate zuvor…

Rund zwei Monate zuvor hatte ich ein Experiment gewagt, das mir schon in anderen Lebensbereichen gelungen war. Ich wollte mal wieder testen wie gut meine Spiegelarbeit wirklich funktioniert. Immerhin hatte ich mithilfe des Spiegels schon Ex-Freundinnen loslassen können. Mein größter Erfolg durch Spiegelarbeit war aber definitiv meine Befreiung von Anti-Juckreiz-Tabletten (Teldane), die ich über Jahre gefressen habe, um meiner Neurodermitis Herr zu werden. Ein widerlicher Kreislauf, wenn man sich wegen einer Krankheit stresst, die Stress erst richtig in Fahrt bringt! Und nun wollte ich dieses simple Mittel anwenden, um zumindest langfristig doch etwas gesünder gen Zukunft zu gehen…

Ich war trotz meines Bronchialasthmas leidenschaftlicher Raucher und meine Butze und mein Auto müssen die Hölle für Nichtraucher gewesen sein. 😀 Nun, davon hatte ich damals recht wenig in meinem Umfeld, aber ein paar Freunde gab es da schon und ein paar andere hatten den Schritt bereits gewagt. Mit 14 hatte ich durch leere Feuerzeuge beim Böllern an Silvester quasi angefangen zu rauchen. Völlig bescheuert, aber zumindest war das meine erste echte Berührung damit.

Rund 10 Jahre habe ich mein Asthma geradezu weggeraucht. Die letzten Jahre waren es im Schnitt so 7 – 10 BigPacks die Woche.^^

Spiegel-Arbeit als Lösungsweg

Lösungswege mit dem Rauchen aufzuhören gibt es sicherlich viele. Von Entwöhnungen halte ich persönlich rein gar nichts, weil sie nichts an der Ursache ändern, sondern nur Symptome bekämpfe bzw. abmildern. Aber da muss letztendlich jeder seinen eigenen, ganz persönlichen Weg finden!

Irgendwann im November / Dezember 2004 begann ich mich also wieder vor den Spiegel zu stellen und mir entspannt JEDEN Morgen und JEDEN Abend ein Mantra zu sprechen: „Ich habe keinen Bock mehr zu rauchen!“ Anfangs hatte das natürlich nichts mit der Realität zu tun, denn ich hab ja durchaus gerne geraucht. Ich wusste nur, dass ich nicht mein Leben lang abhängig von brennenden Glimmstängeln sein wollte!

Zeitweise hatte ich selbst nicht (mehr) dran geglaubt, aber ich wusste aus der Vergangenheit rein testhalber, dass ich durchaus imstande bin aufzuhören. Ich hatte in meinen Testphasen nur nie das Ziel wirklich aufzuhören und hab nach ein paar Wochen bewusst wieder angefangen. Jetzt sollte es anders werden!

Rund zwei Monate zog ich mein Mantra jeden Tag durch. Direkt nach dem Aufstehen, quasi im noch planlosen Zustand und abends, kurz vorm Einschlafen. Am 09.02.2005 kaufte ich abends noch eine neue Schachtel, da in der Aktuellen nur noch 7 Zigaretten drin waren. Ich würde ja spätestens im Büro wieder Neue „brauchen“!

Plötzlich war der Moment da

Als ich am 10.02.2005 morgens aufgewacht bin, war wie üblich der erste Griff zur Schachtel. Ich zog die Zigarette raus und steckte sie mir in den Mund. In meinem Kopf sagte mir die innere Stimme plötzlich „Ich habe keinen Bock mehr zu rauchen!“. Ich dachte zunächst „Was’n nu kaputt!?“ und dann kam die Erinnerung, dass ich das ja schon seit Wochen trainierte! Sollte das jetzt wirklich der Moment sein? Irgendwie fühlte es sich mächtig schräg, aber auch richtig an!

Das Feuerzeug hatte ich schon an, als ich es mit der Zigarette wieder beiseitelegte. Ich hatte keinen Bock mehr zu rauchen!

Aus heutiger Sicht würde ich so ein Mantra zwar möglichst nicht negativ formulieren, aber etwas Sinnvolleres ist mir dazu bisher trotzdem nicht eingefallen.

Nichtmehrrauchen in der Küche

Ich fuhr ins Büro ohne eine Zigarette zu rauchen… Und wie schon beschrieben stand ich kurze Zeit wieder mit meinen Raucherkumpanen beisammen, nur jetzt halt Nichtrauchen – ich zumindest. Der Rest war etwas verwundert, drückte mir zwar die Daumen, aber ihren Gesichtsausdrücken nach dachten Sie auch „Mal schauen wie lange er das durchhält.“

Die erste Zeit war durchaus anstrengend und gewöhnungsbedürftig. Billard spielen musste ich quasi neu lernen, da dies technisch ohne Zigarette irgendwie nicht mehr zu funktionieren schien. Auch die erste halbe Stunde inner Disco „warmwackeln“ wurden damals zu einer Geduldsprobe, weil ich mit meinen Händen nichts mehr anzufangen wusste!

Sei dir bewusst – vorbei ist vorbei!

In dem Bewusstsein, dass mich nur eine Zigarette wieder zum Kettenraucher machen könnte, habe ich all die Momente, wo ich in den letzten 12 Jahren durchaus auch mal gerne „nur eine“ geraucht hätte, entspannt hinter mir gelassen. Eine coole Männerrunde am Lagerfeuer und Whiskey und Zigarre oder nett unter Freunden mal ein wenig Shisha mit Apfeltabak wären durchaus nette Anlässe gewesen, wo das für mich auch in Ordnung gewesen wäre. Aber so nett diese Momente auch sein könnten, so froh bin ich auch, dass ich diesen Schritt damals gewagt habe!

Allein mein Geschmackssinn, der nach kurzer Zeit zurückkehrte, war unvergleichlich. Ich erlebte regelrechte Geschmacksorgasmen, die mit Zigarette einfach so nicht zu erleben sind.

Heute sind es jetzt tatsächlich schon zwölf Jahre! Kaum zu glauben… ich bin grad einfach nur unendlich dankbar! 🙂