Gerade im Internet begegnen uns immer wieder Menschen, die sehr dogmatisch unterwegs sind und irgendwie fordern, dass Menschen entweder 100% gut und gerade sind, oder ansonsten ihre guten Absichten sonst keine Berechtigung hätten / weniger wert wären. Theoretisch vielleicht nachvollziehbar, besteht doch das Leben aus so vielen Facetten und individuellen Zusammenhängen, dass es eine Farce ist zu glauben, dass es für alles EINE ideale Lösung oder Herangehensweise gäbe… oder nicht? Muss man wirklich, kann man wirklich bzw. ist es überhaupt sinnvoll Dinge schwarz oder weiß zu betrachten? Oder machen nicht gerade die vielen Grautöne dazwischen das Leben viel, viel bunter!?

Eine Person, bei der mir das besonders aufgefallen ist – habe ich selbst erst vor wenigen Wochen begonnen wahrzunehmen -, ist Attila Hildmann. Veganer Koch und Fitnesstyp, der inzwischen auch einige interessante (vegane) Produkte herstellt und dabei doch tatsächlich so frech ist Porsche zu fahren… Für etwas stehen und dennoch das Leben genießen, finde ich nicht verwerflich. Zudem sollte jeder zunächst einen Blick auf seine eigene Bilanz werfen und sich fragen „Was könnte ich besser machen?“

Und so ist mir gerade in Bezug auf meine eigene Lebensveränderung, mein stetiges Hinterfragen und meine Wünsche, ideell wie materiell, der Gedanke gekommen, wo ich mich noch intensiv selbst verändern möchte und wo ich schon mit mir im Einklang bin. Ich möchte euch daher anhand meiner Lebenswerte und den Beispielen dazu einmal beschreiben, wie ich so ticke und was mir wichtig ist und wie ich dennoch in Situationen differenziere.

Liebe

Liebe ist für mich das höchste Gut und vor allem die ultimative Kraft auf diesem Planeten. Nichts ist so stark, kaum etwas so zerbrechlich und kaum etwas so wichtig, wie ein liebevolles Miteinander. Ich versuche grundsätzlich alles und allem mit Liebe zu begegnen, auch wenn mir das natürlich nicht immer gelingt. Es ist eben meine Grundeinstellung. Liebe hat auch keine Bedingungen. Sie ist einfach da. Und sei es einfach „nur“ die Liebe zu mir selbst, als dass ich einem unliebevollen Gegenüber aufzeige „bis hierher und nicht weiter!“

Liebe allein kann nicht alles verändern. Manchmal braucht es auch einfach Taten, statt nur liebend dazustehen und zu hoffen. Ich kann auch liebevoll als anstoßenden Hinweis „Arschloch“ aussprechen. Das ist natürlich nicht die Regel, aber Liebe ist eben die Grundlage für mein Tun.

Ehrlichkeit

Ich war schon immer eine ehrliche Haut und mit 16 auf Mallorca hat mir doch tatsächlich mal ein Mädel, dass sich quasi als Urlaubsflirt zwischen mir und meinem Kumpel „entscheiden musste“, gesagt, dass ich ihr zu ehrlich sei… Eine schräge Aussage, die mir seinerzeit viel zu denken gegeben hat.

Wenn ich gefragt werde, bin ich grundsätzlich ehrlich, wobei ich mir sehr viele Gedanken darüber mache, wie ich etwas einem Menschen gegenüber formuliere, um dessen Gefühle nicht zu verletzen. Wenn ich in eine Situation gerate, wo Ehrlichkeit nicht wirklich mit der Liebe zu vereinbaren ist, kann es durchaus sein, dass ich Details weglasse oder einfach anders formuliere. Oder ich frage die betreffende Person einfach, ob sie das wirklich so wissen / hören möchte und welche Bedenken ich habe.

Ehrlichkeit bedeutet allerdings auch den Mut zu haben Dinge auszusprechen, die nicht immer einfach sind. Ehrlichkeit bedeutet zu Dingen zu stehen, die einem selbst vielleicht unangenehm sind. Andererseits hat es den großen Vorteil nicht „erpressbar“ zu sein bzw. sich kaum Gedanken darum machen zu müssen, ob jemand anderes etwas erfährt oder nicht erfährt. Mancher behauptet daher von mir, ich sei ein offenes Buch. Aber immerhin ein Ehrliches, mit Ecken und Kanten! 🙂

Offenheit

Ich liebe die Offenheit Dinge kennenzulernen, auszuprobieren, zu entdecken und bei Gefallen weiterzutragen. Ich bin für jede Meinung und Sichtweise offen und nutze sie als Baustein dafür, mich selbst zu hinterfragen, Gedanken auszuloten oder einfach nur mein Sichtfeld zu erweitern. Ich kann zwar verstehen, dass Menschen sich gern in ihrer gewohnten Komfortzone aufhalten (oh ja… auch ich habe da so einige!!) und dennoch frage ich mich, was manche Menschen in ihren Grenzen so festhält!? Offenheit ist für mich das Experiment Leben so intensiv wie möglich auszuschöpfen und mein Hirn immer wieder mit neuem Futter zu versorgen. Meine Offenheit bringt mir dadurch auch bei, mich selbst zu finden und immer standfester in meinem Leben zu stehen.

Fairness

Schon als Kind habe ich total gern Detektiv gespielt und wollte Ungerechtigkeiten aufklären… In meiner Lieblingsserie „Ein Colt für alle Fälle“ war das ebenfalls ein Thema, und so begann ich sehr früh mich weniger um den Willen anderer zu kümmern und mich regelmäßig für andere einzusetzen, die scheinbar einen schlechteren Stand hatten. Einer meiner besten Freunde der Kindheit hatte Hörgeräte, konnte daher nicht ganz so ideal sprechen und war den Dorfkiddies nicht so beliebt. Ich wusste, was ich an ihm als Freund hatte und alles andere kann man ja lernen oder einfach akzeptieren!

Seit jeher begleitet mich das Thema und ist zeitweise auch eine große Bremse in meinem Leben gewesen, aber dennoch ist Fairness in jeglichem Miteinander für mich einer der Grundbausteine meines Lebens.

Herzlichkeit / Menschlichkeit

Ich liebe herzliche Menschen! Ich liebe es herzliche Menschen zu knuddeln und zu drücken, egal wie gut oder schlecht man sich kennt. Ich liebe es, wenn Menschen einfach Menschen sind und zu sich und ihren „Macken“ stehen…

Im Laufe der Jahre habe ich so viele tolle Menschen kennengelernt, als dass mein natürlicher Abstandshalter sein Werk fast vollständig beiseite gelegt hat und nur noch zum Vorschein kommt, wenn ich beim Tanzen oder so meinen Respektsabstand benötige (ich werde stetiges Nichtbemerken von ewigem Anbuffen wohl nie verstehen^^). Es ist so schön Menschen nahe kommen zu dürfen und ihre menschliche, herzliche Wärme spüren zu dürfen. Ich habe mal in einem der vielen Zitate bei facebook etwas zwischen Kind und Mutter gelesen, das da sinngemäß lautete „Kuscheln ist wie gegenseitiges Reparieren!“. Ich bin davon überzeugt, dass wir deutlich mehr Liebe in uns allen spüren würden, wenn wir offener und herzlicher, bewusster auf andere Menschen zugehen würden… nicht sofort und bei jedem und dennoch mehr als bisher.

Herzliche Menschen sind für mich das Seelenwohl einer Gesellschaft und ich freue mich über jeden, der beginnt seine (verständliche) Scheu peu à peu abzulegen und das Herzliche mitzuleben. Mir wurde schon oft berichtet, dass es sich geradezu befreiend anfühlt, die ersten Male Menschen zu begegnen und frei sein zu dürfen.

Freiheit

Jeder hat seine eigene Meinung, seine eigenen Wünsche und Sehnsüchte. Sich selbst die Freiheit zu gönnen, diese auch zu leben und ihr Ausdruck zu verleihen, ist ein wundervolles und großes Geschenk an das eigene Leben. Ich selbst habe rund 20 Jahre mit meinen Faiblen (ich liebe Lederklamotten und Wetlook / nasse Klamotten) in Unfreiheit verbracht und weiß, wie gefangen man sich in sich selbst fühlen kann. Zum Thema Selbstfindung und Umgang mit dem Besonderen schreibe ich gerade mein erstes Buch, das mit wohl Ende 2016 / Anfang 2017 erscheinen wird.

Egal was du in deinem Leben hast, was du gern sagen, aussprechen, tun, machen oder erleben würdest und es nicht tust, weil die anderen ja sonstwas denken könnten oder es irgendwelche vermeintlichen Konsequenzen haben oder Erwartungen enttäuschen könnte… Das ist eine Unfreiheit, zu der man sich selbst nicht früh genug hinterfragen kann, ob es das wirklich wert ist es nicht einfach zu leben, zu sagen, zu tun!? David Hasselhoff sang 1990 „Looking for Freedom“ in diesem Sinne mit seiner Blinkerjacke auf der Mauer.

Egal ob Kult oder schräg… Egal, was es ist… solang es niemand anderem schadet: Sei frei und lebe!

Dankbarkeit, Demut

Wann hast du das letzte Mal deinen Freunden gesagt, dass du dankbar bist, dass es sie gibt, sie da sind? Ohne einen Anlass…? Wann warst du das letzte Mal dankbar für deine Mahlzeit? Oder für deine Gesundheit? Für deine genialste Maschinerie, deinen Körper?

Ich komme auch immer wieder darüber hinweg und dennoch bemühe ich mich, regelmäßig bewusst dankbar zu sein, weil meine besten Freunde und mein Freundesumfeld für mich mit das größte Geschenk auf diesem Planeten sind und mein Leben bereichern!!  Weil meine Gesundheit das größte Gut ist (ich bin alles andere als „gesund“) und wir in diesen Breitengraden mehr selbstverständlich genießen, worauf 80% aller Menschen keinen Zugriff haben… ein Dach über dem Kopf, fließend Wasser und Strom, mehr als genug Nahrung…

Wenn du zu schätzen weißt, was du bereits hast, finden auch andere Dinge den Weg in dein Leben, um es zu bereichern!

Respekt

Einer der wichtigsten menschlichen und gesellschaftlichen Werte überhaupt. Der Respekt voreinander ist ein Grundfest vor allem. Doch was ist Respekt eigentlich? Vermutlich könnte ich ein ganzes Buch über Beispiele schreiben, doch ich möchte nur ein Kleines aus dem alltäglichen Leben nehmen, das viele vermutlich schon einmal selbst „verbrochen“ haben… mich selbst eingeschlossen!

Stell dir vor eine Person hört gern Schlager und steht auf Helene Fischer, jemand anderes so absolut gar nicht. Wie schwer fällt es vielen Menschen den Respekt in den eigenen Aussagen zu wahren, im Sinne von „Wenn du es toll findest, ist das toll. Auch wenn es nicht mein Geschmack ist!“. Aussagen wie „Oh mein Gott, die geht ja gar nicht.“ oder „Wie kann man denn nur sowas hören?“ sind genau genommen ein Respektsfaktor, der schön zeigt, ob ich bei mir bleiben und den Geschmack eines anderen respektieren und annehmen kann!

Auch wenn man augenscheinlich sagt und meint, dass ja jeder sein eigenes Leben leben soll, so sind doch das Handeln und die Aussagen von einem selbst nicht immer das, was wir vielleicht sogar gern geben würden. Aber selbst „böse Ironie“ kann man respektvoll rüberbringen, wenn einem dies wichtig ist.

Ich versuche mich bei jeder Aussage zu hinterfragen, ob ich „bei mir“ geblieben bin, ob ich mein Gegenüber wirklich respektvoll behandelt habe… Natürlich klappt das auch nicht immer, aber zumindest bin ich mir dessen spätestens im Nachhinein bewusst. Wir sind eben alle nur Menschen 🙂 Und im Zweifelsfall kann man sich ja auch entschuldigen!

Fazit

Werte haben wir eigentlich alle, sie sind nur anteilig etwas unterschiedlich oder haben andere Prioritäten. Doch leben wir auch bewusst danach? Frage dich einmal was dir wirklich im Miteinander mit anderen Menschen wichtig ist, wo es bei dir aufstößt, welches Thema es dir spiegelt und wo du noch bewusster und ehrlicher mit dir selbst und anderen sein kannst!?

Welche wichtigen Werte habe ich hier nicht genannt? Was möchtest du tun, um ein angenehmerer Mensch zu werden? Was fällt dir noch nicht so leicht? Oder hast du eine Situation, wo du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst? Wenn dich mein Gedanke dazu interessiert (und auch nwenn nicht 😉 ), schreib mir einfach in die Kommentare.

LG Patrick